Vor der Galerie EP7 in Paris bleiben die Passanten verwirrt stehen und starren die Fassade hinauf. Auf meterhohen Bildschirmen findet hier die erste virtuelle Modenschau statt. Willkommen in der Welt der Digital Fashion.
Spring / Summer Fashion Week in Paris. Die Massen strömen von einer Runway Show zur nächsten. Tausende von Modeliebhabern drängen sich vor den Eingängen, doch ohne Einladung geht hier nichts. Nur eine Show ist offen für alle: die Schau des Kreativduos Trashy Muse. Der Clou – Bei den Models handelt es sich um digitale Avatare und die Kleidungsstücke sind ebenfalls pixeliger Natur.
Wer sich im letzten Jahr in den Sphären von Social Media bewegt hat, dem dürften Namen wie Lil‘Miquela, Shudu oder Bermuda ein Begriff sein. Sie waren in diversen Modemagazinen und Kampagnen zu sehen. Echte Influencer eben. Aber genau da liegt das Problem. Echt ist an den schönen Frauen nichts. Sie sind Teil der sogenannten CGI (Computer Generated Images) Influencern. Also digital generierte Avatare.
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Wird die Digital Fashion die Mainstream Mode verdrängen?
Geht man einen Schritt weiter in der digitalen Revolution stößt man auf das neuste Phänomen: Digital Clothing. Dabei handelt es sich um Kleidungsstücke, die nur als Ansammlung von Pixeln auf smarten Geräten sichtbar sind. “Tragbare Pixel sind Pixel, die mit unserem physischen Körper interagieren. Stell dir eine erweiterte Version der Instagram Face-Filter vor, die den ganzen Körper bedecken, sich anfühlen wie nasses Gras und nach Unterwasserautositzen riechen.“ So beschreibt die Digitalkünstlerin Yoonah Kim ihre Arbeit. Klingt spannend und vor allem nach dem nächsten großen Trend. Aber wie realistisch ist es, dass die Digital Fashion unsere Mainstream Mode verdrängt?
Eigentlich ist es nichts Neues mehr. Seit Jahren zahlen Gamer tausende von Euro um sich in Onlinespielen wie Overwatch oder Fortnite sogenannte Skins zu kaufen. Das sind verschiedene Outfits oder Muster für Waffen, die den Avatar individualisieren und sich so von der Masse abheben. Sie existieren nur im digitalen Raum und sind in dem Sinne kein physischer Besitz. Aber nicht nur die Gaming-Community ist ein möglicher Konsument der digitalen Mode. „2016 dachte ich, die Zielgruppe der digitalen Kleidung wäre eine radikale Gruppe von Selbstexpressionisten oder Online-Gamern“, so Yoonah Kim. „Aber nachdem die Facefilter von immer mehr Menschen genutzt werden glaube ich, dass das Tragen von Pixeln schneller im Mainstream ankommen wird, als ich es mir vorgestellt habe. Ich vermute, dass die Zielgruppe alle Social Media Nutzer sein können.“
Die Linie zwischen realer und digitaler Welt verschwimmt
CGI Influencer wie Lil Miquela sind nicht erst in den letzten Jahren entstanden. Bereits 2006 war das Gesicht der Prada Kampagne Lightning, ein Avatar aus dem Spiel Final Fanatsy 13. Ähnlich sieht es bei dem japanischen Popwunder Hatsune Miku aus. Seit 2007 ist sie dort der größte digitale Star und konnte einige große Werbedeals verbuchen: Und dass, obwohl sie ebenfalls ein Produkt des CGI ist. Wie weit ist es also hergeholt, dass wir bald unser Online-Ich in Pixel kleiden werden? Harriet Davey, Teil des digital Kollektivs Digi Gal, sagt dazu folgendes: „Bis vor kurzem waren wir nur in der Lage, unser physisches Erscheinungsbild in der realen Welt zu ändern oder Avatare in der digitalen Welt zu verwenden, um uns dort darzustellen. Erst jetzt verschwimmt die Linie zwischen den beiden.“
Wenn wir schon Avataren folgen, die echte Kleidungsstücke tragen, wie weit sind wir dann davon entfernt, uns selbst ein paar Pixel überzuwerfen? „Die Menschheit war schon immer davon besessen zu versuchen, ihre Erscheinungen im Wunsch nach Originalität zu ändern“, so Davey. Und wie ginge dies besser als mit individuellen Designs, die wandelbar und auf jede Körperform anpassbar sind. Die ersten digitalen Kollektionen gab es bereits. Der norwegische Einzelhändler Carlings wagte den Sprung ins kalte Wasser als einer der ersten. Die Kollektion war innerhalb einer Woche ausverkauft. The Future is now. Und sie ist hier, um zu bleiben.
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